Geschichte
Der nun fast 100-jährige TSV wurde im Jahre 1906 von einigen jungen Männern gegründet. Unter den Gründern war der damals l8-jährige Wilhelm Schmidt (später Sparkassenrendant), der mit Wilhelm Großkopf und Ludwig Beyer die Idee in die Tat umsetzte. Es waren außerdem etwa 15 junge Schwiegershäuser, die sofort ihre Mitgliedschaft bekundeten. Als 1. Vorsitzender wurde der Lehrer E. Schulze gewählt. Der Verein sollte der Deutschen Turnerschaft angehören und nannte sich "Turnverein Jahn" Schwiegershausen.
Durch die finanzielle Unterstützung des Vereinswirtes Ohnesorge konnten die ersten Geräte angeschafft werden. Mit einem Reck, einem Barren, einem Sprungbrett und ein paar Matten wurde im Herbst des gleichen Jahres der Turnbetrieb mit drei Riegen aufgenommen. In der damaligen Zeit schenkte man der Leibesübung keine große Beachtung. Den Kindern und auch älteren Personen wurde das Turnen oftmals verboten und als "brotlose Kunst" bezeichnet. In diesem neuen Verein waren alle Berufsgruppen, Handwerker und auch organisierte Arbeiter vertreten.
Ab 1910 bis zum Ende des 1. Weltkrieges übernahm ein weiterer Lehrer, August Voß, den Vorsitz. In dieser Zeit wurde auch eine Sängergruppe gegründet. Neben der turnerischen Tätigkeit wurde viel in kultureller Hinsicht getan. Durch die Theateraufführungen und Vorträge der Sängergruppe wurden ebenfalls neue Mitglieder geworben.
Im Jahre 1912 konnte die erste Fahne angeschafft werden und im Juli 1914 besuchten TSV-Sportler mit Erfolg das Bezirkssportfest in Göttingen. Zwei Wochen später begann der 1. Weltkrieg. Dadurch wurde der Turnbetrieb immer weniger und kam allmählich zum Erliegen. Viele Turnbrüder sind gefallen. 1919 begann unter großer Mühe wieder der Turnbetrieb. Der frühere Turnwart, Schneidermeister Gustav Schreiber, übernahm den Vorsitz bis 1929. Es ist mit sein Verdienst, dass der Verein fortbestehen konnte. Leider kam es durch politische Gegensätze zu zahlreichen Austritten, Es wurde ein Arbeiterturnverein gegründet, der aber 1933 durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wieder aufgelöst wurde. Anlässlich des 20-jährigen Stiftungsfestes 1926 schaffte man eine zweite Fahne an. Zugleich wurde zum Gedenken der gefallenen Turner eine Linde am Hainberg gepflanzt. Sie ist bis heute die Gedenkstätte für die gefallenen Turnkameraden beider Weltkriege.
Zu Beginn der 20er Jahre wurde die Faustballsparte ins Leben gerufen und konnte in den folgenden Jahren mit großen Erfolgen aufwarten. Die Gründung der Damenriege fand auch in dieser Zeit statt. Von den 20er Jahren bis Anfang der 60er Jahre war das Geräteturnen mit ein Aushängeschild des TSV. Die Riegen der einzelnen Zeitepochen konnten durch ihre Siege viele Römerkränze, Urkunden und Pokale gewinnen. 1929 übernahm Gustav Ohnesorge für ein Jahr den Vorsitz. Danach hatte Gustav Spillner bis 1933 das Amt inne. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt und Emil Großkopf wurde bis zum 23. Januar 1937 sein Nachfolger. Er gab wegen seiner Anstellung als Geschäftsführer im damaligen Konsum den Vorsitz an August Schaper, Kirchstraße, ab, der den Verein bis 1945 leitete.
Im Jahre 1928 wurde die Handballsparte aus der Taufe gehoben. Die beiden "Jahn"Mitglieder Wilhelm Schmidt und Friedrich Haase (Handwerker-Gesellen als Schmied und Tischler) fanden gleich zahlreiche Sportkameraden für den Handballsport, den sie aus Wuppertal-Barmen mit nach Schwiegershausen brachten. Die Erfolge der Herren- und Jugendmannschaften konnten sich sehen lassen und wurden nach 1945 fortgesetzt.
- Frühjahr 1945 - Viele waren im 2. Weltkrieg gefallen - viele kamen kriegsverletzt oder mit anderen gesundheitlichen Schäden aus der Kriegsgefangenschaft ausgehungert in die Heimat zurück. Im September 1945 begann der Turn- und Sportbetrieb zögernd, weil die alliierte Militärregierung die bisherigen Sportvereine verboten hatte. In der Neugründungsversammlung am 12. Januar 1946 im Vereinslokal Ohnesorge konnte die Genehmigung der Militärkommandantur zum Sportbetrieb im Turnverein mit dem neuen Namen "Turn- und Sportverein Schwiegershausen" (TSV) und der vorläufige Vorstand bekannt gegeben werden. Wilhelm Hellte wurde als Vorsitzender gewählt. Der Verein zählte bei der Neugründung 120 Mitglieder. Jetzt ist er mit 1034 Mitglieder der viert stärkste Verein im Turnkreis Osterode. Ein Zeichen dafür, dass seit der Zeit verantwortungsbewusste Männer und Frauen in den verschiedensten Ämtern und Fachbereichen hervorragende Arbeit geleistet haben.
Am 11. Oktober 1947 übernahm Hermann Waldmann den Vorsitz, bis er 1955 von Gustav Haase (ein Jahr) abgelöst wurde. Danach kam Rudolf Rusteberg für zwei Jahre. Rudolf Haase wurde 1958 zum Vorsitzenden gewählt und hat mit großem Engagement 26 Jahre den Verein geführt.
So auch Rolf Schmidt, der als TSV-Urgestein 1984 das Amt übernahm und von Jugend an aktiver Handballer war, dazu von 1956 bis 1959 Vereinskassierer, von 1959 bis 1961 Jugendwart, von 1961 bis 1964 Jugendturnwart, von 1964 bis 1971 Schriftführer, von 1971 bis 1982 Kassenwart, von 1982 bis 19832. Kassenwart und Sozialwart, von 1983 bis 1984 2.Vorsitzender und nun 20 Jahre mit Übersicht und großem persönlichen Einsatz den Verein leitet.
Schwiegershausen wurde mit Fachwart Werner Waldmann zur Handball-Hochburg. Der Durchbruch kam im Jahre 1950 mit der Erringung der Bezirksmeisterschaft und dem Aufstieg in die Landesliga. Aber nicht nur allein durch die I. Herren wurde das Angebot Feldhandball interessant gestaltet. Auch die 11. Herren und die Jugendmannschaften boten ausgezeichnete Spiele und lieferten zusammen oft ein Sonntagnachmittag füllendes Handballprogramm auf dem Sportplatz mit vielen Zuschauern. Zahlreiche Spielerpersönlichkeiten prägten mit diesem Sport das "Handball-Dorf' Schwiegershausen. So wie im Feldhandball (bis zur Oberliga), konnten die Erfolge im Hallenhandball bei allen Mannschaften fortgesetzt werden. Entscheidenden Anteil an diesem Aufschwung hatte zweifelsohne die Existenz der neuen Sporthalle, in der auch Anfang der 60er Jahre der Faustball wieder sehr aktiv wurde und bei den Pokal-Turnieren (2002 das 41.) mit namhaften Mannschaften (mit National- und Bundesligaspielern) besetzt war. Ab 1963 spielten dann auch Damen- und weibliche Jugendmannschaften Hallenhandball.
Der Vater des Gedankens, an das vorhandene alte Schützenhaus einen Sporthallentrakt anzugliedern, war Handballfachwart Werner Waldmann, der dafür vom gesamten TSV- Vorstand volle Zustimmung erhielt. In seiner Person auch als Gemeindedirektor setzte er alle Hebel in Bewegung, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. In einer beispielhaften dorfgemeinschaftlichen Eigenleistung wurde im Frühjahr 1956 dieser Neubau erstellt. Die finanzielle Unterstützung der Genossenschaften sowie eine Gemeindeumlage und die unzähligen unentgeltlichen Arbeitseinsätze vieler T5VMitglieder ließen dieses Werk vollenden. Zum 50-jährigen Jubiläumsfest des TSV vom 21. bis 23. Juli 1956 wurde die Halle fertiggestellt und eingeweiht, die als Mehrzweckhalle auch den örtlichen Vereinen bei größeren Veranstaltungen zur Verfügung steht.
Die Sparte Leichtathletik konnte in den folgenden Jahren mit stolzen Erfolgen aufwarten. Über Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften nahmen die TSV-Aktiven auch an Deutschen Meisterschaften teil. Die Badmintonsparte war ebenso erfolgreich und richtete etliche Jahre das Niedersächsische Old-Boy-Turnier aus.
Sehr aktiv waren auch die Damen-Gymnastik- und Tanzgruppe, später dann die Jugend- Tanz- und Gymnastikgruppen, sogar mit Fernsehauftritten in der original Schwiegershäuser Tracht. Die Frauen-Gymnastikgruppe setzte ebenfalls Akzente im TSV und war mit ihren Darbietungen bei vielen Anlässen gern gesehen. Großes Engagement wurde der Sparte Kinderturnen zuteil. Über viele Jahre wurde das Gau-Kinderturnfest in Scharzfeld besucht. Der TSV-Nachwuchs konnte dabei unzählige Siege mit nach Hause bringen. Über einen langen Zeitraum war das Herbstabturnen ein sportliches Ereignis im Verein, und rührig ist man bis jetzt um die Abnahme für das Deutsche Sportabzeichen.
Wenn sich im Laufe der Jahre einiges verändert hat (im Handball Spielgemeinschaften mit Nachbarvereinen), so kann sich der TSV mit seinem sportlichen Angebot sehen lassen. Es sind die Sparten: Handball, Faustball, Tischtennis, Volleyball, Badminton, Wandern, Skilauf mit zwei Winterfreizeiten, Turnen mit den Abteilungen Allgemeinsport für Senioren/innen, Mutter und Kind, Wassergymnastik, Frauengymnastik, Allgemeinsport gemischte Gruppe, Power Man, Walking, Step-Aerobic, Wirbelsäulengymnastik.
Wilhelm Wode (81)
Dieser Bericht stammt aus dem Heimatbuch Schwiegershausen (ISBN-Nummer: 3-936617-20-1)mit Genehmigung des FÖV Dorfgeschichte und Brauchtum Schwiegershausen e.V.
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